alle Stücke / arabische Nacht
Franziska Dehke
Für die Szenenfotos danken wir Detlev Rackow.

Szenenfotos 2005

Die arabische Nacht
von Roland Schimmelpfennig
Premiere am 09.11.2002
überarbeitete Wiederaufnahme am 04.11.2005

Einigen Stockwerken in einer Hochhaussiedlung geht ausgerechnet am heißesten Tag des Jahres das Wasser aus. Nur ein Rauschen ist noch zu hören, das Wasser jedoch fehlt. Der Hausmeister Lomeier macht sich auf die Suche nach dem Grund und lässt sich vom Klang des Wassers in den Wänden bis hinauf zum siebenten Stock führen. Dort wohnen Franziska und Fatima in einer der zahllosen nichtssagenden Wohnungen; erstere schläft jeden Abend nach Sonnenuntergang auf dem Sofa ein während letztere erfolglos darüber grübelt, was sie eigentlich irgendwann einmal in dieses Haus verschlagen hat.

Jeden Abend empfängt Fatima ihren Geliebten Kalil neben der schlafenden Franziska und auch heute macht dieser sich nach Sonnenuntergang auf den Weg. Gleichzeitig fühlt sich Herr Karpati aus dem Nebenhaus von dem Bild der heimlich beim Baden beobachteten Franziska unwiderstehlich angezogen und findet sich unversehens vor der Wohnungstür im siebenten Stock wieder. Ein ganz normaler Abend also, dessen Verlauf in der Eintönigkeit des Hochhauslebens vorhersehbar hoffnungslos erscheint wie alle Abende der vergangenen Zeit auch.

Auf einmal stellt sich diesen Menschen, deren Sehnsüchte bisher nicht weit über den Horizont der Tristesse von ewig gleich aussehenden Dreizimmerwohnungen hinausgelangt sind, jedoch das Schicksal in den Weg und während der Mond seine Bahn am Himmel zieht, finden sich die Männer erstaunt in einem Kampf um ihr Leben zwischen Erdgeschoss und siebentem Stock wieder.

Gehetzt von heißen Wüstenwinden, renitenten Fahrstühlen, liebeshungrigen Hausbewohnern, abgründigen Kognakflaschen und dem Fluch einer geköpften Haremsdame kreisen sie um die ewig schlafende Franziska und die bange Frage von Fatima, was eigentlich geschehen wird, wenn Franziska einmal auf ihrem Sofa nachts erwachen würde, erweist sich mehr als berechtigt....

Roland Schimmelpfennig lässt in seinem Stück mit seiner eigenwilligen Sprache die Einsamkeit derer fühlen, die so nah zusammenleben und gleichzeitig doch so weit voneinander entfernt sind, dass ihre Leben sich trotz der Nähe einfach nicht zu berühren vermögen. Nur der Zuschauer vermag wie mit dem Blick auf eine Hochhausfront den Überblick über das Geschehen zu behalten, in dem gleichzeitig jeder der Beteiligten seinen Kampf für sich allein ausficht, wie es das Leben nun einmal vorgesehen hat. Diese Nacht ist daher wie das Leben selbst – etwas dramatisch, etwas traurig, meistens aber urkomisch.


HANS LOMEIER Utz RathmannFrank Heine
FATIMA MANSUR Annika Trentzsch
FRANZISKE DEHKE Christina Degelau
KALIL Clem Carlos Schermann / Philipp Radau
PETER KARPATI Carsten Maas

BÜHNE&TECHNIK Philipp Schapper und Guido Hennig
INSZENIERUNG Julia Kimmel
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